Pitcairn - Gambier Inseln - Papeete
Pitcairn 16.04.99
Da unser Aufenthalt auf der Insel viel, viel zu kurz war, möchte und kann ich auch
nicht viel darüber berichten. Die Insel ist mit 4,5 qkm etwa 4mal so groß wie Helgoland und ragt an der höchsten Stelle 350m aus dem Meer. Sie wird momentan von 48(!) Menschen bevölkert, davon sind 36 direkte Nachfahren der Meuterer der Bounty und den Männern und Frauen, die sie von Tahiti aus begleitet haben. Der Rest sind nachträglich Zugezogene bzw. Leute, die auf Zeit dort leben, wie z.B. ein Lehrerehepaar mit Kindern, die für zwei Jahre bleiben und dann wieder nach Hause (Neuseeland) fahren. Unter den nachträglich Zugezogenen befindet sich unter anderem auch ein deutsches Paar mit 2 Kindern! Sie sind vor 15 Monaten von Leipzig aus hierhin gezogen und ernähren sich vom äußerst fruchtbaren Land und vom Meer. Außerdem sind da noch die Touristen, die mittlerweile doch öfter auftauchen (meistens auf Kreuzfahrtschiffen) und den Seglern, die hier ab und an vorbeikommen (ca. 10 Boote pro Jahr). Denen werden dann frisches Obst + Gemüse und Fisch, sowie Schnitzereien verkauft. |
Landing Point (wo auch die Meuterer der Bounty gelandet sind - und anschließend das Schiff verbrannt haben) |
Nachdem auch wir obige Angeführtes gekauft haben und uns für ein paar Stunden die
Insel angeschaut haben, ziehen wir gegen 20:00 Uhr wieder den Anker hoch und weiter geht's
nach den Gambier Inseln. Eigentlich wären wir daran vorbei gesegelt - direkt bis Tahiti - doch zu unserem Glück (und zu seinem Pech) muß Jean aus beruflichen Gründen seinen Urlaub dort abbrechen und von dort über Papeete nach Argentinien fliegen, wo er für einen großen deutschen Pharmakonzern arbeitet. Wer also glaubt man wäre auf einem modernen Segelboot unerreichbar, der irrt ! |
Vegewind, Risque + Futuro (+unbek. Boot) |
Von der Überfahrt gibt es auch nicht sonderlich viel zu berichten - es ist
ja auch nur ein Katzensprung von ca. 290sm. Der Wind weht mit Stärke 3-5 aus Südost und
so kommen wir recht zügig voran.
Leider passiert uns beim Segelsetzen ein Malheur. Als wir unseren Spinnaker hochziehen
läuft beim ersten Mal das Fall nicht richtig und wir müssen ihn sofort wieder bergen um
das zu klarieren, und als wir ihn wieder hochziehen sehen wir, daß er einen großen Riß
hat, den wir leider mit unseren bescheidenen Mitteln nicht reparieren können. Das wird
uns bis Tahiti bestimmt viel Zeit kosten - da uns der Spi doch 1-2kn mehr
gebracht hätte !
Die letzten 50sm müssen wir unter Motor zurücklegen und so kommen wir nach ca. 60 Std.
auf Mangareva Montags morgens um 10:00 Uhr an.
Mangareva ist eine von 10 Inseln der Gambiers, auf der allerdings 90% der gesamten
Bevölkerung (ca. 600) in der einzigen Stadt (Dorf) Rikitea leben. Als die Inseln Ende des
17. Jahrh./Anfang 18. Jahrh. erstmals von Europäern entdeckt bzw. betreten wurden, lebten
dort 5000-6000 Eingeborene. Durch die von den Weißen eingeschleppten Krankheiten, sowie
das Feuerwasser fielen sie auf 463 (!) im Jahr 1887 zurück. Eine der Hauptursachen für
diesen Schwund war allerdings ein kath. Missionar namens Vater Caval, der von 1834-71 auf
der Insel herrschte. Im wahrsten Sinne des Wortes ! Er brachte Tausende um, indem er sie in einer Art Größenwahn zu Sklavenarbeit heranzog und sie Kirchen und andere Bauwerke hochziehen ließ, die vollkommen überflüssig waren. Übrig geblieben ist nur noch eine Kathedrale, die mit 2000 Plätzen die größte in ganz Französisch Polynesien ist ! |
Heute leben die Insulaner vom Obst- und Gemüseanbau und natürlich vom Fischen. Der
eigentliche Reichtum sind aber die schwarzen Perlen, die u.a. hier herangezüchtet werden. So gegen 16:00 Uhr sind wir wieder alle auf dem Schiff, nachdem wir uns von Jean verabschiedet haben, und auf geht's nach Tahiti (890sm). |
Tja - und jetzt kommt eine Etappe, die ich eigentlich so schnell wie möglich
vergessen möchte !
Seit Montag dem 19.04. bis heute Sonntag 25.04. haben wir vielleicht 15 Std.
gesegelt !.
Die Gründe waren natürlich mangelnder Wind und Zeitdruck. Auf Tahiti warten seit dem
24.04. unsere neuen Mitsegler.
Und deshalb läuft der Motor mit, sobald wir weniger als 6kn unter Segel laufen, und das
heißt, bis auf wenige Stunden eigentlich die ganze Zeit !!
Die einzige Unterbrechung haben wir am Freitag als wir die Insel Nukutepipi
anlaufen - in der Hoffnung hier Diesel bunkern zu können. Den einzigen Hinweis,
das diese Insel bewohnt sein könnte, haben wir von unserer Seekarte - dort ist
eine Antenne für den Flugverkehr eingezeichnet. Daraus folgern wir, das dort ein
Flughafen ist - und wo ein Flughafen ist, da leben auch Menschen. Und wir haben
tatsächlich Glück. Die Insel ist tatsächlich bewohnt - von einem
Hausmeisterehepaar !
Dieses kleine Paradies gehört einem reichen Tahitianer, der vielleicht ein- maximal
zweimal im Jahr herkommt. Per Flugzeug ! Deshalb die Antenne auf unserer Karte. Und
es gibt tatsächlich auch Diesel und so können wir unsere Tanks mit 600 l wieder
auffüllen. Wir müssen die drei Fäßer a 200 l mit unserem Dingi (Beiboot) ans
Schiff bringen und sie dann mit dem Schonerbaum als Kran an Deck hieven und per Handpumpe
umfüllen.
Als zusätzliches Geschenk erhalten wir noch eine ganze Dingiladung mit Konserven und
Unmengen von Kokosnüssen.
Diese ganze Aktion dauert vom frühen morgen bis zum nachmittag - wir wären
alle gerne ein bißchen länger geblieben !
Mittlerweile ist es Sonntag abend und Papeete liegt noch ca. 100sm voraus. Das
bedeutet, das wir Montag mittag ankommen könnten. Heute haben wir das Schiff für unsere neuen Gäste auf Vordermann gebracht - den ganzen Tag geputzt und gewienert. Bernd muß seine Doppelkammer räumen und zu mir ins Vorschiff ziehen. Seine Kabine wird zur "Honeymoonsuite" erklärt - weil wir unter unseren neuen Gästen ein Ehepaar haben, welches ihre 25-jährige Hochzeit feiert. Morgens um 4:30 Uhr taucht Tahiti im Dunkel auf - und um 11:30 Uhr fällt der Anker im Hafenbecken von Papeete. |
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