Von der Osterinsel nach Pitcairn
Leider, wie fast immer, haben wir viel zu wenig Zeit zur Verfügung um uns die Insel etwas genauer anzusehen. Nämlich gerade mal 36 Std.!
Am Dienstag nachmittag, nachdem wir fast alle notwendigen Arbeiten am Schiff erledigt haben, setzten wir uns in einen Leihwagen und verschaffen uns erstmal einen groben Überblick. Abends geht's ins Restaurant und dort werden auch ein paar Bier getrunken, und um 23:00 Uhr werden wir von einem etwas narkotisiertem Einheimischen zu unserem Schiff zurück gebracht. Mittwoch morgen wird der Spinnaker von Sandra auf der Futuro genäht und ab mittag haben wir noch einmal ein paar Stunden Zeit um uns auf der Insel umzusehen. |
Mein persönlicher Eindruck über die Osterinsel ist ziemlich zwiespältig. Auf der einen Seite ist es sehr beeindruckend, zu sehen, mit welchen primitiven Mitteln die damaligen Einwohner diese riesigen Statuen (Moais) aus dem Fels gehauen und teilweise über 15-20km weit transportiert haben. Ebenso die handwerkliche Geschicklichkeit, die der Azteken oder Mayas wenig nachstand. Natürlich nur in einem kleineren Rahmen. |
Ja - und dann haben sie nicht's besseres zu tun, als sich gegenseitig umzubringen
und ihre einstmals blühende, fruchtbare Insel kahl zu schlagen und sie so zu einer
ziemlich tristen Einöde werden zu lassen.Ziemlich deprimierend so was - aber wir
sind heutzutage ja auch noch nicht schlauer geworden. Die natürliche Gastfreundschaft der Südseeinsulaner hat ziemlich stark unter dem Einfluß der jeweiligen Machthaber (Europäer + Südamerikaner) gelitten. Bis Mitte der 60er Jahre (dieses Jahrhunderts) wurden sie mehr oder weniger wie Sklaven gehalten. Sie durften sich auf der eigenen Insel noch nicht einmal frei bewegen - geschweige denn sie verlassen! Das hat sich Gott sei Dank geändert - heutzutage sind sie mehr oder weniger Sklaven der Tourismusbranche. Unter diesen Umständen haben sie sich, verständlicher Weise, stark verändert. Sie sind (teilweise) unfreundlich, lustlos und ziemlich geldgeil. |
Um 20:00 Uhr ziehen wir den Anker hoch und los geht's mit Kurs 270° nach Pitcairn!
Natürlich wieder unter Motor, bis wir irgendwann (während ich schlafe) mitten in der
Nacht den Spinnaker setzten können.
Doch leider nur bis Donnerstag vormittag, dann springt der Motor wieder an.
Dieser Tag ist so heiß, das sich tagsüber nur der Steuermann an Deck aufhält - der
Rest verkricht sich unter Deck.
Freitag nachmittag können wir nochmal für ein paar Stunden segeln und abends schläft
der Wind wieder ein. Na, wenn das so weitergeht, sind unsere Dieselvorräte auch bald
wieder erschöpft. Bis Pitcairn (1120sm) reicht es auf keinen Fall.
Während ich die letzten paar Zeilen geschrieben habe und Wolfgang den üblichen
Motorcheck (Wasser, Öl und Diesel) gerade hinter sich gebracht hat um die Maschine zu
starten, geht auf einmal draußen wieder die Post ab! Regenschauer und der oft damit
verbundene Wind. Und was für einer! Erst nur stoßweise, dann stabilisiert er sich auf
5Bft - und das genau von der Seite (aus Süden). Nun machen wir endlich mal wieder
ein paar Meilen. Unsere Geschwindigkeit liegt so bei 8-9kn. Leider nur für ein paar
Stunden.
Samstag mittag sind es noch 777sm bis Pitcairn. Den ganzen Samstag und den größten Teil des Sonntags segeln wir durch - der Wind läßt zwar etwas nach - aber es geht immernoch zügig voran.
Sonntagnacht müßen wir dann doch für 2-3 Std. den Motor anschmeißen, doch gegen 1.00 Uhr (Montag) setzt der Wind wieder ein aus ONO und bläst mit Windstärke 3-4. Nachmittags fängt er an zu drehen Richtung N. Gegen 22:00 Uhr gibt es dann ein paar heftige Regenschauer und der Wind wird stärker und dreht weiter, bis er dann voll aus N kommt mit mittlerweile ca. 5 Windstärken (Bft).
Und er nimmt weiter zu! Dienstag mittag haben wir 6Bft, so daß wir erst die Genua
gegen die Fock austauschen und dann nach langer Zeit mal wieder das 1. Reff ins Großsegel
binden. Um 19:00 Uhr reffen wir auch noch den Schoner - weil wir voraus dunkle
Gewitterwolken aufziehen sehen!
Gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf geht's richtig los! Heftiges Gewitter mit
sinflutartigen Regenschauern und Böen bis zu 8Bft!! Tja - und eine dieser
Windstöße zerreißt uns das Stahlseil im Vorliek unserer Fock (die nagelneu ist)! Das
heißt, das bei diesem Sauwetter drei Leute nach vorne müssen um das Segel zu bergen und
ein neues, kleineres (Sturmfock) zu setzten. Eine äußerst feuchte und wackelige
Angelegenheit.
Die Gewitter dauern bis ca. Mitternacht an - dann wird es ruhiger. Erst wird die
Sturmfock gegen den Flieger ausgetauscht, später gegen 4:00 Uhr noch die Baumsegel
(Schoner + Groß) ausgerefft und um 5:00 Uhr ziehen wir die Genua wieder hoch.
Scheinbar hat jemand etwas dagegen, daß wir nachts zur Ruhe kommen, stattdesen dürfen
wir tagsüber ausruhen. Ist aber auch sehr schön, bei Sonnenschein an Deck zu liegen und
zu faulenzen.
Der Mittwoch vergeht relativ ruhig, mit wechselhaften Winden - aber nichts
besonderes. Wir können den allergrößten Teil des Tages segeln.
Abends um 22:00 Uhr sichte ich achteraus ein Licht am Horizont. Laut den letzten
Positionsmeldungen müßte es die Risque sein.
Donnerstag morgens um 7:00 Uhr Ortszeit beim nächsten Rollcall (Funktermin, bei dem
alle beteiligten Schiffe ihre Position etc. durchgeben), liegen sie ca. 3-4sm westlicher,
aber auch noch 9sm südlicher als(wie) wir.
13 Std. später liegen wir wieder vor ihnen - und zwar 11sm westlich und 7sm
nördlich ihrer Position. Sie scheinen es gemütlich angehen zu lassen, im Gegensatz zu
uns!
Da der Wind den kompletten Donnerstag zu schwach für uns zum segeln war (2-3Bft) um
einigermaßen vorwärts zu kommen, haben wir noch die Maschine mit laufen lassen. So
läßt sich diese positionsverschiebung erklären. Sie können es sich auch erlauben, da
sie ca. 24 Std nach uns von Rapa Nui losgesegelt sind.
Wir wollen am Samstag mit möglichst vielen Booten auf Pitcairn sein, um an diesem Tag eine Lampenzeremonie abzuhalten. Es werden voraussichtlich die Risque, Futuro (30sm zurück), sowie Aventura III, die ca. 100sm hinter uns liegt - und wir sein. Harmonie lag am Donnerstag morgen ungefähr 180sm hinter uns, hatte also noch 350sm bis nach Pitcairn. Das werden sie bei diesen Windverhältnissen nicht schaffen. Happy Spirit und Que SeraSera liegen noch viel weiter zurück.
Um Mitternacht frischt der Wind wieder etwas auf, und wir (Sandra, Klaus + ich) ziehen den Spinnaker und das Stagsegel hoch. Es ist eine wunderschöne, warm, sternklare Nacht und es ist einfach herrlich, so ruhig und gelassen durchs Wasser zu gleiten und sich im Sternenhimmel zu verlieren (soweit man nicht gerade am Ruder steht).
Ein kurzer Nachtrag noch - denn gerade ist noch ein neuer Name aufgetaucht. Seit
der Osterinsel sind wir zu acht an Bord. Die neuen Mitsegler heißen Jean, Klaus und Hans
und begleiten uns bis Tahiti, bzw. Klaus macht noch das Cruising nach Bora Bora und wieder
zurück nach Tahiti mit.
Demzufolge hat sich natürlich auch unser Wachsystem geändert. Wir haben jetzt drei feste
Wachgruppen, die jeweils drei Stunden Wache gehen und anschließend dann sechs Stunden
frei haben. Die einzelnen Wachen sind folgendermaßen zusammengesetzt: Wolfgang, Jean +
Hans - Sandra, Klaus + ich, sowie Bernd und Tschäggi.
Leider dauert der Segelspaß ganze 2 Std. Dann muß der Krachmacher wieder ran! Ich werde um 8:00 Uhr wach und als ich an deck gehe, liegt die Zufluchtsinsel der Meuterer von der Bounty gerade noch 10sm voraus!
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