Kapstadt - St. Helena
Nach knapp drei Wochen geht es dann endlich weiter. Am Mittwoch den 5.1.2000
schmeißen
wir die Leinen los zur nächsten Etappe nach Salvador in Brasilien, mit einem
Zwischenstopp auf St. Helena. Der Insel, auf der Napoleon Bonaparte 1821 im Exil starb.
Doch fast wäre alles etwas anders gelaufen als geplant.
Aber erst mal der Reihe nach - nämlich von vorne. Seit dem 4.1.00 bin ich wieder zurück
auf der Vegewind. Klaus und Peter von der Alparena sind aus der Heimat zurück und ich bin
wieder in meine alte Koje auf der Vegewind eingezogen. Mit besonderer Freude - den
Wolfgang ist seit dem 3.1. wieder Skipper auf unserem Schiff. Der Rest der Crew sind
diesmal die schon "alt" bekannten Bernd, Sandra, Tschäggi und Stefanie. Dazu
kommen Ferdinand, ein Chirurg, dessen Hobby Hobiecats sind. Kleine, aber ungemein schnelle
Katamarane. Dann noch Peter, ein Pädagoge der Englisch, Geschichte, Philosophie und
Religion unterrichtet - sowie Heinz einem ca. 50jährigem Werkzeugmacher bei Airbus. Er
ist allerdings aus gesundheitlichen Gründen im Ruhestand. Er ist schon eine besondere
Nummer! Am 31.12.99 hat er zum ersten Mal von der Vegewind gehört - und zwar ein
Live-Interview mit Bernd (unserem Bootsmann) bei Radio Bremen. Daraufhin hat er sich mit
"Navigator" in Verbindung gesetzt und ist zusammen mit Wolfgang zwei Tage
später nach Südafrika geflogen. Ich hatte eigentlich gedacht ich wäre ziemlich flexibel
in meiner Lebensgestaltung. Doch das ist schon ziemlich extrem! Besonders wenn
man
bedenkt, das er , falls es ihm bei uns gefällt, evt. bis zum Schluss dabeibleiben will!
Er hat keinerlei Segelerfahrung - obwohl sein Familienname Seemann heißt.
Nun zu der Änderung unseres Streckenplanes. Wolfgang hat aus Deutschland einen
"Spezialauftrag" mitgebracht. Und zwar wurde er zu Hause von der TO angesprochen
und gebeten einem anderen deutschen Schiff, das seit geraumer Zeit im Südatlantik mit
technischen Problemen zu kämpfen hat, Hilfestellung zu geben - falls unser Fahrplan es
zulassen würde.
TO steht für TRANS-OCEAN und ist ein deutscher Verein der seine Mitglieder mit Rat und
Tat auf allen Weltmeeren unterstützt und auch solche Hilfsaktionen auf die Beine stellt.
Das Schiff, dem wir zu Hilfe kommen sollen, ist die Sposmoker II, ein
selbstgebauter, großer Katamaran. Gestartet war es zu einer
Einhand-Nonstop-Weltumsegelung. Das heißt, das nur eine Person an Bord ist, die ohne
irgendeinen Hafen anzulaufen versucht einmal um die Welt zu segeln. Aus dem
Nonstop wurde
schon recht früh nichts mehr, als das Schiff mit seinem Skipper Gerd Engel wegen
technischer Probleme Recife in Brasilien anlaufen musste. Nach einer Reparatur ist er
weitergesegelt, hat aber dann im Südatlantik, auf der Höhe von Kapstadt wiederum
Probleme bekommen. Nun treibt er seit Mitte Dezember ziemlich manövrierbehindert im
Atlantik herum. Seine Selbststeueranlage ist wohl außer Funktion und er scheint Probleme
mit seinem Rigg zu haben. Das bedeutet, das er mehr oder weniger dem Wind und den Wellen
ausgeliefert ist. Über Funk steht er noch mit TO in Deutschland in Verbindung - und so
erfahren wir fast täglich seine Position über ein Sattelitentelefon. Er treibt nach
Norden mit einer leichten Tendenz nach West. Als wir in Kapstadt starten, liegt er 660sm
südwestlich von St. Helena.
Wir starten noch zusammen mit der Millenniumflotte - steuern dann aber einen Kurs der uns
südlich an St. Helena vorbeiführt - mit dem Ziel die Sposmoker irgendwo unterwegs zu
treffen und ihr die benötigten Ersatzteile für die Selbststeuerung sowie 300
l Diesel zu übergeben. Doch schon nach ein paar Tagen ändert sich der Kurs der
Sposmoker. Statt wie bisher nach Nordwest treibt er jetzt nach Norden und das auch noch
mit einer Geschwindigkeit von 60-80sm täglich. Er hat es wohl geschafft ein
Notrigg zu
bauen und kann nun etwas besser manövrieren. Wie es aussieht versucht er die Insel
Ascension zu erreichen, die ca. 700sm nordwestlich von St. Helena liegt. Unser neuer
"Abfangkurs" führt nun über St. Helena! Mittlerweile sind wir auch in direktem
Kontakt mit der Sposmoker (über SSB) und er will tatsächlich nach Ascension. Wir kommen
überein, das wir erst mal St. Helena anlaufen und dort die weitere Entwicklung abwarten.
Was uns natürlich sehr freut!! Es wäre schon schade gewesen so nahe gewesen zu sein und
sie dann nicht zu besuchen! Vor allen Dingen deshalb, weil ein Schiff die einzige
Möglichkeit ist dorthin zu gelangen.
So erreichen wir St. Helena am 16.1.00 nach einer seglerisch eher lahmen Fahrt. Der
"versprochene" Passatwind ließ mal wieder auf sich warten - und so hatten wir
des Öfteren mit Leichtwinden zu "kämpfen" - die uns mehrmals den Spinnaker
um's Vorstag wickelten.
Unsere Fischausbeute während der Überfahrt ließ ebenso zu wünschen übrig. Die wenigen
Fische die wir fingen, waren auch noch klein dazu! Doraden von 30-40 cm und ein eher
winziger Barracuda waren unsere ganze Beute. Laut einem "Fachmann" (dem
Fischereiminister) von St. Helena wäre das für diese Jahreszeit normal - naja?
Rundfahrt auf St. Helena mit einem Chevrolet Baujahr
1929
Napoleons Gefängnis
Die Jakobsleiter mit 669 Stufen.
Peter hält einen Vortrag
Stefanie, Wolfgang und Carolyn
home | © |