Durban - Kapstadt
In Durban angekommen wird uns erst mal von sog. Experten weißgemacht, das es mit einem
großen Risiko verbunden wäre, für den Törn nach Kapstadt nur 6 Tage zu veranschlagen.
Von der Entfernung her ist es kein Problem - das Wetter ist hier der entscheidende Faktor!
Auch wenn man bei einem sogenannten Wetterfenster lossegelt, kann es einem unterwegs
trotzdem noch passieren, das man vor einem der gefürchteten Südweststürme irgendwo für
ein paar Tage Schutz suchen muss. Wir haben so ein Ding ja schon zweimal erlebt hier
an der " Wild Coast", nämlich vor Richards Bay und hier vor Durban. 40-50
kn Wind von vorne machen nicht unbedingt Spaß!
Also beschließt Klaus, der Eigner der Alparena, von Durban aus nach Hause zu fliegen.
Allerdings erst, als wir einen Freund von Peter (der ebenfalls nach Hause muss), überreden
können zusammen mit Nick (der seinen Urlaub abbricht) und mir das Schiff nach Kapstadt zu
bringen. Jo ist sein Name und er ist ein Deutscher der zusammen mit seiner Frau vor ca. 30
Jahren nach Südafrika ausgewandert ist. Sie besitzen ein eigenes Segelboot (die
"Vanoc") mit dem sie gerade erst von ihrer zweiten Weltumsegelung zurück sind.
Durch die geänderten Abreisepläne von Klaus und Peter liegen wir jetzt erst mal
zwangsläufig hier in Durban fest. Deshalb entschließt sich Klaus hier das Rigg zu
erneuern. Wir haben in Richards Bay Schäden an den Wanten bemerkt, und eigentlich Glück
gehabt, das der Mast noch steht! Erfahrungswerte besagen, das so etwa alle 10-15 Jahre das
Rigg erneuert werden sollte. Dieses steht seit 12 Jahren - ist also auch dran.
Mit "Rigg" meine ich in unserem Fall die Wanten und Stagen. Das sind in der
Regel Stahlseile die den Mast zur Seite (Wanten) sowie nach vorne und hinten (Stagen)
festhalten. Ein kapitaler Schaden an diesen Teilen in ungünstigen Wetterbedingungen hat
fast immer einen Mastbruch zur Folge. Der wiederum kann unter Umständen ein Loch in den
Rumpf schlagen und so ein Schiff zum sinken bringen. Um so etwas zu verhindern, wird auf
jedem vernünftig geführten Segelboot das Rigg täglich kontrolliert!! Neben diesen Reparaturarbeiten, die von professionellen Riggern durchgeführt wird, haben wir auch noch Zeit uns Durban und Umgebung ein wenig anzuschauen. |
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Ich muss sagen, das Südafrika mit zu den landschaftlich schönsten Stationen auf der
bisherigen Reise gehört.
Am Mittwoch den 8.12. legen wir schließlich ab. Etwas zu spät (Dienstag morgen wäre vom
Wetter her besser gewesen), da Jo leider erst am Nachmittag zurückkam. Da war es zu spät
zum Ausklarieren - also können wir erst am nächsten Tag los.
Neben der wunderschönen Landschaft hat Südafrika aber leider noch ein anderes Gesicht -
das der Bürokratie! Und das sieht nicht so freundlich aus (zumindest für Segler). Die
entsprechenden Behörden, die man aufsuchen muss, liegen weit auseinander, sind daher sehr
zeitraubend, und es scheint so das manchmal die linke Hand nicht weiß was die rechte tut!
Alles in allem: sehr nervig. Eigentlich wie fast überall.
Wir sind also Mittwoch Mittag klar zum Auslaufen und schmeißen bei ca. 20kn NO-Wind die
Leinen los. Also eigentlich super Bedingungen - Wind und Strom von hinten. Das hätte eine
schnelle Fahrt werden können. Aber leider bekommen wir direkt, nachdem wir den
geschützten Hafen verlassen, technische Probleme mit unserer Rollreffanlage. Im Gegensatz
zur Vegewind können (müssen) wir auf der Alparena alle Segel vom Cockpit aus per
Knopfdruck ein - und ausrollen. Wenn´s denn funktioniert! Und das tut es leider nicht!!
Der Wind ist noch stärker geworden und als wir die noch gereffte Genua ganz einrollen
wollen - da streikt die Technik. Nichts dreht sich - nichts bewegt sich. Als wir dann
versuchen das Segel manuell einzurollen, schlägt es Nick die Kurbel aus der Hand und das
Segel rauscht ganz aus! Der anschließende Versuch das Segel zu bergen (ganz abnehmen)
scheitert ebenfalls weil irgendetwas hakt und wir bekommen es nur zu einem Drittel nach
unten. Es ist ein harter Kampf zwischen Nick und mir gegen das teilweise wild um sich
schlagende Segel und dessen Verbündete, die ziemlich hohen Wellen. Wir verlieren
eindeutig nach Punkten. Wir laschen (binden), so gut wir können, das Tuch fest und drehen
um in Richtung Durban. Da wir ja noch nicht so weit gekommen sind, motoren wir nur ca. 2
Std. bis wir wieder im geschützten Hafen sind. Dort können wir dann endlich - im
Windschutz eines Tankers - das Segel ziemlich lädiert bergen. Noch eine halbe Stunde
später liegen wir wieder an unserem alten Platz direkt neben der Vegewind.
Die Bilanz unseres kleinen Ausrittes ist nicht so erfreulich: ein stark lädiertes Segel
(Gott sei Dank reparabel), zwei durchgescheuerte Schoten und ein kaputter Travellerblock
(dient der Schotenführung).
Das alles hervorgerufen durch technisches Versagen - das wiederum (wahrscheinlich)
verursacht durch unsere Unerfahrenheit in der Bedienung derselben. Im Hafen fanden wir
nämlich eine rausgesprungene Sicherung - sie hatte die Rollanlage abgeschaltet. Und diese
Sicherung springt wohl schon mal bei zu hoher Belastung der Anlage raus! Was bei dem
starken Wind, den wir hatten, durchaus der Fall gewesen sein kann.
Wir schlagen die Ersatzgenua an und ersetzen die Schoten und den Travellerblock - und
warten auf ein neues Wetterfenster. Das kommt am Sonntag. Samstag nacht zieht ein Tief
vorbei und danach hat man in der Regel 3-4 Tage günstiges Wetter. Morgens gegen 9.00 Uhr
legen wir bei noch leichtem SW-Wind ab und müssen bis gegen 17.00 Uhr motoren. Dann dreht
der Wind auf NO und wir kommen richtig gut vorwärts. Einmal liegt das am kräftigen
Rückenwind - wieder haben wir 20-30kn - und natürlich am berühmt - berüchtigtem
Agulhasstrom, der noch mal mit 3-4kn schiebt! So fahren wir dann nach 48 Std. an Port
Elizabeth vorbei. Von hier aus sind es noch ca. 300sm bis zum Cape Agulhas, der Südspitze
Afrika´s. Von dort noch mal etwa 130sm bis Kapstadt. Obwohl die Wetterprognosen nicht
besonders toll sind - aber auch nicht zu schlecht - versuchen wir noch das Kap zu
erreichen. Es gibt noch zwei Schlupflöcher unterwegs, die man im Falle einer
Wetterverschlechterung anlaufen könnte - also wagen wir es. Der Wind hat auch schon auf
SO gedreht. Aber da sind wir schon an Port Elizabeth vorbei und müssen Kurs West laufen -
haben ihn also schräg von hinten. Leider flaut er dann auch noch so weit ab, das wir den
Motor anschmeißen. Eigentlich könnten wir auch segeln. Aber da wir möglichst vor dem
nächsten Südweststurm das Kap umrundet haben wollen, nehmen wir die "Eiserne
Genua" zu Hilfe. Wie uns eindrücklich versichert wurde, müssten wir ca. 700l Diesel
an Bord haben - fast genug für die gesamte Strecke Durban - Kapstadt. Den gesamten
Dienstag motoren wir im Slalom durch die Bojen von Hummer oder Langustenfischern hindurch.
Sie markieren die Standorte von Käfigen in denen sie die Tiere in bis zu 200m Wassertiefe
fangen. Das bedeutet, das man ziemlich konzentriert Ausschau halten muss und gegebenenfalls
diesen Dingern ausweicht.
Mit dem Wetter haben wir Glück. Das angekündigte Tief kommt nicht und so erreichen wir
am Donnerstagmorgen gegen 01.00Uhr die Südspitze Afrikas ( NICHT das Kap der guten
Hoffnung) - immer noch unter Motor. Wir haben den Leuchtturm gerade passiert, da geschieht
das "Unmögliche" - unsere Maschine gibt ihren Geist auf!! Erst mal ist das kein
Riesenproblem, da wir NO-Wind haben (wenn auch nur sehr schwachen), und uns immer noch die
Strömung in die richtige Richtung schiebt. Alle unsere Instrumente zeigen normale Werte
(Kühlwassertemp., Öldruck) und Diesel müssten wir noch satt haben. Seit wir Durban
verlassen haben, lief der Motor gerade mal 50 Stunden. Das ist ungefähr die Hälfte von
dem, was wir unter normalen Umständen laufen könnten. Leider haben wir keine
Möglichkeit den Tankinhalt zu überprüfen - die Anzeige ist defekt. Bei der ersten
Kontrolle im Motorraum sehen wir das der Dieselfilter des Generators leer ist und starten
ihn mal versuchshalber. Er springt auch problemlos an - doch nach ein paar Sekunden hört
auch er auf zu arbeiten! Wie es aussieht, gibt es zwei Möglichkeiten warum die Motoren
nicht laufen: entweder sind beide Ansaugschläuche blockiert - oder wir haben keinen Sprit
mehr. Wir denken es ist die Letztere. Erst recht, als wir die Schläuche in unseren
Ersatzkanister stecken und beide Motoren nach vorheriger Entlüftung auch wieder
anspringen! Wir haben jetzt noch für ca. 1.5Std. Diesel (10 l). Die müssen wir uns für
die Einfahrt in den Hafen natürlich aufsparen.
Wir haben Glück im Unglück - der Wind dreht kurz darauf auf SW - doch nach dem Kap heißt
unser neuer Kurs NNW. Das heißt wir haben ihn wieder schräg von hinten. Und das mit bis
zu 30kn Windgeschwindigkeit. Wir hoffen sogar eine Zeitlang, das wir es noch bei
Tageslicht bis Kapstadt schaffen - weil es so gut läuft. ( Wir hatten beschlossen auf gar
keinen Fall bei Dunkelheit in die überfüllte Marina einzulaufen ) Doch leider schaffen
wir es nicht - der Wind wird immer schwächer und schläft so gegen 20.30Uhr und erspart
uns auch das Überlegen wo wir unseren Anker fallen lassen. Nämlich nirgendwo!
Wir lassen uns einfach treiben und achten lediglich darauf, das wir dem Land bzw. uns kein Schiff zu nahe kommt. Unsere Position um 20.30Uhr ist 33°57' S und 018°20' E - das sind ca. 10sm vor der Hafeneinfahrt von Kapstadt!! Auf diesen Frust trinken wir uns dann auch mal ein Bier zum Sonnenuntergang (ausnahmsweise). Morgens in aller Herrgottsfrühe - so gegen 5.00 kommt ein Polizeiboot vorbei und fragt was los ist. |
Wir erklären es ihnen und sie ziehen
wieder ab. Sie haben leider auch keinen Ersatzkanister an Bord. So dümpeln wir noch bis
8.00 vor uns hin - immer noch kein Windhauch - das Wasser glatt wie ein Spiegel! Doch da
kommen unsere Freunde und Helfer - die Polizei - wieder angebraust. Diesmal haben sie
einen 25l Kanister voll Diesel dabei - und der kostet uns noch nicht mal was!! Außer einem
herzlichen Dankeschön. Wir kippen ihn in unseren Tank und starten die Maschine. Sie
springt problemlos an und wir fahren unter Motor bis zum Hafen bzw. in die Marina. Gegen
11.00Uhr am 17.12.99 liegt die Alparena II sicher vertäut in der Marina des Royal Cape
Yacht Club.
Vorort von Kapstadt |
Patricia (Alparena) und ein kleines Souvenir |
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