Cruising Karibik
Die Karibik! Was hat man nicht alles schon davon gehört?! Hier herrschten früher die Piraten und der Rum floss in Strömen!! Viel geändert hat sich nicht. Der größte Unterschied ist wohl der, das sich die heutigen Opfer mehr oder weniger freiwillig in die Hände der "Piraten" begeben. Die nennen sich auch mittlerweile anders - nämlich: Hoteliers, Restaurantbesitzer, Lebensmittelhändler, Tourguides, Taxifahrer etc. - doch auch sie "rauben" ihre Opfer gnadenlos aus.
Wir haben ja damals gedacht die Südsee (Tahiti - Bora Bora usw.) teuer wäre. Die Karibik steht ihr jedoch in nichts nach - und übertrifft sie vielleicht sogar in einigen Dingen. Nur der Rum macht hier eine Ausnahme - und fließt daher immer noch in Strömen!
Da unser kompletter Aufenthalt in der Karibik nur Cruising war, werde ich mich auf eine Kurzbeschreibung unserer Strecke sowie ein paar Einzelheiten, die ich für besonders erwähnenswert halte, beschränken.
Natürlich ist ein Segelboot das optimale Fortbewegungsmittel hier, um in die entlegenen Buchten der vielen malerischen Inseln zu kommen. Es gibt da ein vielfältiges Angebot an Charterjachten - die allerdings auch nicht ganz billig sind. Oder man macht eine Kreuzfahrt - was dann noch ein paar Dollar teurer wird. Da das Segelrevier bestens bekannt (und beliebt) ist, sind die einsamen idyllischen Ankerbuchten die ganz große Ausnahme.
Doch erstmal von vorne:
Drei Tage auf der Gewürzinsel Grenada gehört mit zu den längeren Aufenthalten unterwegs. U.a. unternehmen wir eine Bustour über die Insel, bei der wir natürlich auch eine der vielen Muskatfabriken und die wohl älteste, funktionierende Rumdestillerie von Grenada besuchen. Von dort geht es in Tagesetappen über Union Island in die Tobago Cays - nach Bequia und von dort nach Rodney Bay auf St. Lucia, wo wir am 8. April Crewwechsel haben.
Zu den erwähnenswerten Dingen, gehören auf jeden Fall die Gäste die wir dort an Bord nehmen. In alphabetischer Reihenfolge sind das: Achim, Eike, Elke, Hans, Heidi, Petra, Rita, Ute und Wolfgang. Dazu dann natürlich noch die Stammcrew. Ohne in Einzelheiten gehen zu wollen war das mit Abstand das beste Cruising (zumindest für mich) der gesamten Tour! Auch wenn wir dabei unseren größten Unfall hatten, der sogar mit der vorzeitigen Heimreise von Sandra endete!   
Doch der Reihe nach:
Von St. Lucia ging es wieder zurück nach Süden - nach St. Vincent, wo wir in der Wallilabou Bay ankerten. Eine der Eigenarten der Karibik sind die Typen die die Yachten vor den Buchten abfangen und sich ihnen als "Leinenhilfe" anbieten. Nachdem man geankert hat, sollte man in vielen Buchten zusätzlich noch Landleinen ausbringen um das Boot mehrfach abzusichern.  Das übernehmen diese Leute dann. Außerdem besorgen sie einem ALLES was sonst noch fehlt an Bord. Natürlich nur gegen Bares - teilweise sehr viel Bares!!
Ein paar von uns wollten den Vulkan der Insel besteigen und erkundigten sich nach Transportmöglichkeiten zum Ausgangspunkt  der Wanderung bei einem dieser "Hilfen". Er bot uns einen Trip in seinem ziemlich altersschwach aussehendem Motorboot für 60,-EC (East Caribean Dollar) ca. 50,-DM an. Dazu sollten dann noch mal 20,-EC für einen Führer kommen. Alles pro Person wohlgemerkt! Das war uns  "etwas" zu teuer. Am nächsten Morgen sind dann ein paar Unentwegte problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Vulkan gefahren (und wieder zurück) für ganze       6,-EC! Der Führer kostete immer noch 20,-EC.
Ein anderes Beispiel: Achim hatte dummerweise bei einem Typen Zigaretten bestellt und ihm auch schon das Geld dafür gegeben - großer Fehler! Es dauerte ca. 24 Std. und mehrmaliges Intervenieren bei der sog. "Security" um ihn ausfindig machen zu lassen und wenigstens ein paar Glimmstängel zu bekommen.
Ich möchte mit diesen Beispielen nur sagen, das man dort immer und überall auf der Hut sein muss um nicht übers Ohr gehauen zu werden. Was auf Dauer ziemlich nervig sein kann.
Von St. Vincent ging es weiter nach Mustique - der Promiinsel. Hier kann man (mit viel Glück) mit Elton John einen Gin Tonic trinken oder Mick Jagger am Strand treffen (wie Eike und Tschäggi)! Und das alles in einer ziemlich ungezwungenen Atmosphäre. Der Massentourismus wird an dieser Insel vorbei geleitet. Es gibt keine Fähren dorthin und Kreuzfahrtschiffe sowie Ausflugsboote mit mehr als 12 Personen an Bord dürfen dort nicht anlegen bzw. ankern. Es gibt wohl ein Hotel auf der Insel, was aber wohl ein BISSCHEN kostet und sowieso dauernd ausgebucht sein soll!
Danach geht es über Mayreau wieder in die Tobago Cays zum Horseshoe Reef. Dort ist Schnorcheln und Tauchen angesagt. Dabei zieht sich Sandra eine schwere Schnittwunde am Unterarm zu, als das Tauchboot bei ihrem Versuch wieder an Bord zu klettern von einer großen Welle über sie gedrückt wurde. Alles in allem hat sie dabei einen Riesendusel gehabt! Sie hätte auch am Kopf getroffen werden können. So wurde die Wunde auf Union Isl. erstmal genäht - die sich dann trotz der fabelhaften, professioneller Pflege von Eike nach ein paar Tage entzündete. Auf Martinique bekam sie von dem Arzt geraten die Seereise nicht fort zu setzen und ihren Arm in Ruhe zu Hause aus zu kurieren. Was sie dann auch tat.
Unsere Reise ging dann weiter über Bequia nach St. Lucia zurück, wo wir am 18.4. unseren nächsten Crewwechsel hatten.
Dabei stoßen wir (mal wieder) an die Grenzen unserer Kapazität - mit insgesamt 15 Leuten an Bord! U.a. ist auch Steffi wieder dabei. Vollkommen selig ist sie aus den USA zurück gekommen. Diese Etappe geht über die franz. Inseln Martinique, Guadeloupe nach Dominica - wo wir einen Ausflug ins "Tal der Zerstörung" und dem "Kochenden See" machen. Weiter geht's über die Isle of Saints (Insel der Heiligen) nach Jolly Harbour auf Antigua. Dort kommen wir am 29.4. an. Auch auf diesem Törn gab es wieder riesige Unterschiede zwischen den Inseln. Auf der einen Seite die reichen, "zivilisierten" - Martinique und Guadeloupe - dazwischen das "arme" unterentwickelte - dafür aber ursprünglichere - Dominica.
Auf Antigua erlebten wir die Antigua Race Week. Eines DER Segelsportereignisse auf diesem Planeten. Es nehmen knapp 250 Boote in den verschiedenen Klassen teil. Darunter auch zwei von der "Millenium Odyssee" - Futuro und Taratoo. Die Futurocrew nimmt die Sache nicht so ernst und fährt eigentlich nur zum Spaß (und feiern) mit. Fabio mit seiner Taratoo dagegen geht das ganz professionell an! Zuerst einmal wird "Gewicht gemacht" - d.h. alles was nicht unbedingt notwendig ist, wird aus dem Boot geschmissen. Über 2 Tonnen Gewicht in Form von Ersatzteilen, Lebensmitteln, usw. werden ausgelagert!! Und er rüstet crewmäßig auf. All die "Segelcracks" der Milleniumflotte sind dabei. Big Lou von der Risque als Taktiker, Peter und Nick von der Alparena sind nur einige von Ihnen. Und sie schaffen es tatsächlich - sie gewinnen in ihrer Klasse!! Da ist die Freude natürlich riesengroß.
Da wir nicht an der Regatta teilnehmen, haben wir Zeit die Gegend ein wenig zu erkunden. U.a. segeln wir nach Montserrat - wo es vor ein paar Jahren einen Vulkanausbruch gab, der die Hälfte der Insel mit einer meterhohen Ascheschicht bedeckte. Der Vulkan ist immer noch aktiv. Über der Insel schwebt permanent eine große, graue Rauchwolke. Als wir in der Nähe vorbeisegeln, bedeckt er unser Schiff mit einer feinen Staubschicht. Dann ist da noch eine in Asche versunkene Stadt - gespenstisch! An Land dürfen wir dort (leider) nicht.
Zurück auf Antigua bereiten wir uns auf unsere letzte große Überfahrt - die Atlantiküberquerung - zu den Azoren vor.

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