Cairns - Darwin
Nach zweieinhalb Wochen Landurlaub in Cairns geht es dann aber auch endlich am 22.08.
um 08.00 Uhr weiter in Richtung Cape York bzw. . Thursday Island. Crewmäßig hat es auch
einige Veränderungen gegeben. Wir haben einen neuen Skipper. Wolfgang hat seinen
verdienten Heimaturlaub angetreten, der eigentlich schon in Vanuatu beginnen sollte. An
seiner Stelle hat nun Thomas die Befehlsgewalt auf dem Schiff. Er macht bisher einen
ruhigen, sachlichen und kompetenten Eindruck - ich denke wir werden gut miteinander
auskommen. Geplant ist, daß er bis Kapstadt an Bord bleibt um dort wieder von Wolfgang
abgelöst zu werden.
Ebenfalls neu an Bord ist Stefanie. Sie war schon einmal auf der Vegewind - und zwar von
Mar del Plata über die Falkland-Inseln bis nach Ushuaia in Feuerland. Das hat ihr so gut
gefallen, das sie sich von ihrer Firma hat beurlauben lassen und auf Tahiti wieder zur
Millenniumflotte gestoßen ist. Allerdings nicht auf der Vegewind, sondern auf der
Harmonie, einer amerikanischen Super Maranu. Ihr Plan war eigentlich, den Rest der
Weltumsegelung bis nach Wilhelmshaven mitzumachen. Jedoch auf dem Weg von Tahiti bis
Australien ist sie zu der Erkenntnis gekommen, das die langen Segelstrecken nichts für
sie sind. Da sie sich auf der Harmonie nicht so besonders wohl gefühlt hat, ist sie in
Cairns dort von Bord gegangen und hat bei uns angemustert. Sie wird bis Darwin an Bord
bleiben -von dort per Flugzeug Vietnam bereisen - und auf Mauritius wieder zu uns stoßen.
Weiter mit dabei ist noch Holger, der seit Vanuatu an Bord ist und bis Thursday Island
mitsegelt. Als neue Mitsegler haben wir dann noch Zora und Maximilian, Hans Ulli und
Tobias dabei. Zora und Maxi, das sind eine Psychologin Anfang 40 und ihr achtjähriger
Sohn aus Bremen. Beide sind schon mit der Vegewind vertraut durch frühere Törns in der
Nordsee. Hans und Ulli kommen beide aus Süddeutschland, sind ebenfalls Anfang 40 und von
Beruf....
Ulli ist ein erfahrener Segler, Hans hingegen ist erst einmal vorher auf einem Segelschiff
gewesen. Diese vier werden bis Darwin an Bord bleiben.
Dann ist da noch Tobias, ein 23 jähriger Druckvorlagenhersteller aus Osnabrück. Er macht
gerade Urlaub in Australien und hat dabei auf einer Tour nach Cape Tribulation (nördlich
von Cairns) Stefanie kennengelernt und sich spontan entschlossen, mit uns nach Thursday
Island zu segeln.
Eigentlich müßten wir bis zum 24.08. bereits auf Thursday Island sein um noch den Start zur nächsten Etappe nach Darwin mitzumachen. Wir haben kollektiv beschlossen, das Rennen rennen sein zu lassen und schön gemütlich die Küste entlang nach Norden um Cape York herum zu reisen. So kommt es dann auch das wir schon am gleichen Tag um ca. 14.00 Uhr den Anker fallen lassen. Wir haben uns die Low Isleta ausgesucht, weil anhand unserer Informationen dort ein schönes Schnorchelrevier sein soll. Ist es auch, der Nachteil allerdings ist die Nähe zum Festland (Port Douglas). Dadurch hat man tagsüber Mengen von Tagesausflüglern, die hauptsächlich mit Glasbodenbooten über das Riff kutschiert werden.
Also geht es am nächsten Tag weiter nach Lizard Island, wo wir mitten in der Nacht ankommen. Dort bleiben wir den ganzen Tag. Einige machen eine Wanderung auf die nächste Erhebung der Insel - wie schon Captain Cook vor ca. 200 Jahren auf einer seiner Entdeckungsreisen. (Er suchte allerdings verzweifelt einen Ausweg aus dem Labyrinth des Great Barrier Riffs). Andere hängen einfach so am Strand ab. Es gibt dort eine Hotelanlage für etwas betuchtere Gäste (Übernachtungspreis ca. DM 840,-), wo man aber leider als Nichthotelgast auch nicht bedient wird. Wir hatten uns schon so auf ein kühles Getränk an der Bar gefreut. |
Dafür bekommen wir hier etwas zu sehen, was wir in der Laman Bay in Vanuatu verpaßt haben - ein Dugong. Es scheint ein Muttertier mit einem Jungen zu sein. Bernd ist der einzige, der noch im Wasser ist und gerade vom Schnorcheln am Riff zum Boot zurückkehrt, als wir die beiden Tiere ca.50 Meter vom Boot entfernt auftauchen sehen. Wir dirigieren ihn dorthin und er bekommt auch eines zu sehen. Als es ihn jedoch bemerkt, macht es sich von dannen.
Wir heben nach dem Abendessen an Bord den Anker und segeln weiter nach Flinders Islands, wo wir Mittwoch morgen ankommen. Und wieder bekommen wir, diesmal schon beim Ankermanöver, einen Dugong zu sehen. Seit Cairns geht die Krokodilangst um, wohl auch nicht unberechtigt. In Australien sterben mehr Menschen durch Krokodile als durch Haie. Die Küste, an der wir uns jetzt bewegen , ist die Heimat der Salties, der Salzwasserkrokodile. Eine Spezies, die normalerweise in Flußmündungen zu Hause ist, aber auch nahegelegen Inseln aufsucht. Überall wo es Mangrovengebiete gibt, muß man mit ihnen rechnen. Und in unserer Ankerbucht gibt es Mangroven. Trotzdem bleiben wir den ganzen Tag hier und gehen auch an Land (es gibt wieder einen Hügel zu besteigen), trotz der Krokodile.
Am nächsten Morgen (Donnerstag, 26.08.) geht es weiter nach Hannah Island, wo wir am frühen Abend ankommen. Es gibt dort nichts zu sehen außer einem Leuchtturm und undurchdringliche Mangroven. Wir übernachten hier und ziehen am nächsten morgen weiter bis nach Morris Island. Das muß die Insel sein, die für die Schiffbrüchigenwitze als Vorlage dient. Ein großer Haufen Sand mit einer Kokospalme darauf. Leider gibt es noch eine Pflanze auf der Insel - eine mit dicken fleischigen Blättern, die eine dornenartige Spitze haben. Diese wachsen so dicht um die Palme herum, das es für uns unmöglich ist, ein paar frische Kokosnüsse zu sammeln. Wir bleiben bis zum nachmittag und verbringen unsere Zeit mit Schnorcheln und Strandspaziergängen. Ein Rundgang um die Insel dauert ca. eine halbe Stunde (mit viel Muschelsuchen). |
Dann hieven wir wieder den Anker. Gegen Mitternacht stoßen wir wieder auf die Spuren der `Meuterei auf der Bounty.`Auf der Seekarte sind wir auf der Höhe der `Bligh Passage`. Das ist die Stelle, an der Captain Bligh mit seinem vollkommen überladenen Beiboot durch das Barrier Reef gesegelt ist. Von hier bis zum Cape York segeln wir wahrscheinlich die gleiche Strecke - er damals allerdings ohne Karten GPS und Radar. Wir haben es heute ein bißchen leichter. Zu den gerade genannten Hilfsmitteln kommen noch Leuchtfeuer und Funk, mit dem wir im Notfall um Hilfe rufen können. Morgens liegt Haggerstone Island vor uns und wir beschließen spontan, hier zu ankern. Der Strand sieht super aus, nur können wir nicht hin. Direkt davor liegt ein so flaches Riff, das wir es selbst mit unserem Dingi nicht wagen, rüberzufahren. Wir ankern also vor dem Korallenriff und schnorcheln dort für ein paar Stunden. Nach einhelliger Meinung ist es das bisher schönste Schnorchelrevier, das wir bisher gesehen haben. Leider gibt es keinen geschützten Ankerplatz, sonst könnte man sich für ein paar Tage aufhalten.
So ziehen wir noch am gleichen Tag weiter zu unserem ersten Etappenziel: Thursday Island. Wie schon die ganze Zeit seit Cairns haben wir auch diesmal genug Wind um unser Schiff schön ans Laufen zu bringen. Der Törn bisher war seglerisch viel anspruchsvoller als die großen, langen Überfahrten. Bedingt durch die vielen Riffe und Inseln ist es viel öfter notwendig, Position und Kurs festzustellen, bzw. zu überprüfen als im offenen Gewässer. Auf dem offenen Meer kommt es nicht darauf an ob man eine Meile oder mehr vom geplanten Kurs abweicht - hier würde das katastrophale Folgen haben. Die Durchfahrten sind teilweise nur wenige 100 Meter breit. Das wir hauptsächlich nachts fahren, vereinfacht die Sache nicht gerade. Wir folgen hauptsächlich einem auf den Karten markierten und auch gut beleuchteten Track, den auch die Berufsschifffahrt benutzt. Beleuchtet heißt nicht das es hell ist wie z. B. am Sonnborner Kreuz des Nachts, sondern vielmehr, daß in unregelmäßigen Abständen Leuchtbojen stehen. Meist an markanten Stellen wie einem Riff, oder wo die Fahrrinne einen Knick macht. Sie sind in den Seekarten eingezeichnet und wir müssen uns nur an ihnen orientieren. Verkompliziert wird die Sache durch die vielen Lichter die man sonst noch sieht, wie vom Land oder von Schiffen, die auf derselben Route fahren wie wir und auch durch tiefstehende Sterne. Wir müssen nach allem Ausschau halten was um uns herum so schwimmt und leuchtet. Durch die international einheitliche Beleuchtung von Schiffen , u. a. rot für backbord (in Fahrtrichtung links) und grün für Steuerbord (rechts) sowie diverser anderer Lichter kann man relativ gut und schnell den Kurs und die Größe in Sicht kommender Schiffe bestimmen und dementsprechend reagieren. Aufpassen muß man besonders bei Fischerbooten. Die fahren häufig nicht einen bestimmten Kurs, sondern folgen den Fischschwärmen. Es ist also nicht vorherzusehen, was sie im nächsten Moment machen - und sie nehmen auch häufig keine Rücksicht auf vorfahrtberechtigte Segelschiffe. Lange Rede - kurzer Sinn, wir müssen nach langer Zeit mal wieder konzentriert steuern.
Trotz all der oben beschriebenen Hindernisse kommen wir wohlbehalten und ohne Schaden am Sonntag abend vor Thursday Island an. Ankern müssen wir allerdings an der Nachbarinsel Horn Island, weil es dort vor Wind und Gezeitenströmungen geschützt ist. Wir essen noch an Bord die Fische, die wir am frühen morgen gefangen haben - 1 Wahoo und 1 Bonito - und wollen dann ein schönes Sonntagabendbier im Pub zu uns nehemn. Doch wir müssen feststellen, das hier die Uhren etwas anders ticken. Als wir um 20.30 am Pub auftauchen schließt dieser gerade und wir können sie mit Mühe überreden, uns einen Karton Bier zu verkaufen. In Australien gibt es keine `Kiste Bier`, hier ist das der `Karton` mit 24 Flaschen oder Dosen a 375 ml. |
Auf Thursday- bzw. Horn Island bleiben wir bis Dienstag (31.08.).Um 11.00 Uhr lichten
wir den Anker und navigieren uns durch die Inselgruppe in die Arafura See. Dies ist nicht
gerade einfach, es gibt einige Untiefen zu beachten und man muß einen Blick auf die
Gezeitentabellen werfen. Zwischen den Inseln können Strömungen bis zu 10 km auftreten.
Wenn wir bei Windstille unter Motor auf so etwas treffen würden, kämen wir kein Stück
vorwärts. wir würden rückwärts fahren bzw. mächtig zur Seite abtreiben oder
natürlich mit einem Affenzahn vorwärtskommen. Wir können die Strömungsrichtung leider
nicht nutzen, weil unser Kurs quer dazu steht. wir müssen zu einer Zeit durchfahren in
der das Wasser praktsisch 'steht'. Solche Informationen kann man teils aus den Seekarten
beziehen und aus sogenannten `Cruising Guides` und 'Pilotbooks'. Im Prinzip bedeutet es,
das man sich immer soviel Informationen wie nur möglich über das Seegebiet beschaffen
sollte, durch das man segeln will.
Wir kommen ohne Probleme durch die Inseln und segeln mit einem schönen NE Wind über den
Golf von Carpenteria. Zumindest für anderthalb Tage - dann wird der Wind wieder sehr
launisch und wechselt ständig die Richtung bis er dann wirklich ganz wegbleibt und wir
den Motor anwerfen müssen. Ca. 12 Std. läuft der Krachmacher, dann bekommen wir wieder
etwas Wind, aber auch nur für ein paar Stunden.
So falten wir das Schonersegel Benno, Bernd, Tobias |
Sandra beim Fisch ausnehmen |
Immerhin haben wir Glück beim angeln. Früh morgens beißt ein kleiner Baracuda an - und als das Essen schon fast fertig ist, ziehe ich noch einen Bonito aus dem Wasser. Er wird in Rekordzeit filletriert und kurzerhand dem Speiseplan hinzugefügt. Mit dem Wind haben wir leider kein Glück und so kommt es, das wir einen großen Teil der ca. 800 SM bis Darwinunter Motor zurücklegen müssen. Hinzu kommt noch das Wetter - es wird heißer und heißer - was die sache noch schlimmer macht. Hitze von oben und von unten (der Motor stahlt in den Salon aus).
So kommen wir am Montag den 06.09. ziemlich geschafft in Darwin an und freuen uns alle auf ein kühles Bier in der Marina. Doch wir müssen alle erst einmal zurückstellen, weil die Australier vor einer Woche ein neues Gesetz erlassen haben. Es müssen alle Schiffe die in die Marina wollen, erst aus dem Wasser gehoben werden. Dann wird das Unterwasserschiff auf das Vorhandensein von black and white striped mussels untersuchtsowie das Seekühkwasser des Motors mit irgendwelchen Chemikalien behandelt. Natürlich wird um diese Urzeit kein Schiff mehr aus dem Wasser geholt und wir müssen ziemlich weit weg von der Marina den Anker werfen und unser Dingi rauspulen. Wir haben es so schön verstaut, da wir der Meinung waren es erst wieder auf Cocos Island gebrauchen zu müssen. Doch auch dieses Hindernis meistern wir mit Bravour und vorher nicht gesehener Hurtigkeit beim Aufklaren des Schiffes. Da sah man Leute vom Abendessen aufspringen um die Segelkleider aufzuziehen, Leinen aufzurollen usw. die sich sonst ziemlich behäbig, teils sogar widerwillig auf Deck bewegten! P.S. Über die neue Regelung mit dieser Inspektion werde ich mir noch genauere Informationen und Euch im nächsten Bericht mitteilen.
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